Mausvögel

(Waltraud Polz)

 

Durch die gemeinsamen Hobbies mit meinem Mann  „Natur, Tiere und speziell Vögel“  bzw. die Vogelzucht, komme ich jedes Jahr auf einige Vogelausstellungen.

So war ich im Jahr 2004 am 24. Oktober bei der Vogelausstellung der Vogelfreunde Schärding. Dort sah ich Vögel, von welchen ich noch nie etwas gesehen und gehört hatte, die mich aber sofort wahnsinnig faszinierten.

Mein Mann und ich unterhielten uns bei der Ausstellungsvoliere mit dem Vogelzüchter Herrn Josef Demmelbauer, dem diese Tiere gehörten und ließen uns einiges darüber erzählen.

Als wir nach Hause kamen, kramte ich sofort in unserem Vogelbücherschrank (über 200 Vogelbücher) und fand wie geahnt keine ausgiebige Lektüre. Daher suchte ich und konnte mir endlich ein Buch über Mausvögel antiquar erwerben. Ich bin von diesen Vögeln noch immer so eingenommen, dass ich unbedingt ein paar Zeilen an interessierte Leser weitervermitteln möchte.

 

Die Mausvögel (Colidae) bilden mit ihren 6 verschiedenen Arten eine kleine Gruppe in Afrika vorkommender Vögel, deren Beziehungen zu anderen Vogelfamilien so gering sind, dass ihnen heute durchwegs der Rang einer eigenen Ordnung eingeräumt wird.

 

Mausvögel Colidae

2 Gattungen, 6 Arten

 

·         Braunflügel-Mausvogel Colius  striatus

·         Rotrücken-Mausvogel Colius castanotus

·         Weißrücken-Mausvogel Colius colius

·         Weikopf-Mausvogel Colius leucocephalus

·         Brillen-Mausvogel oder Rotzügel-Mausvogel Urocolius indicus

·         Blaunacken-Mausvogel Urocolius macrourus

 

Brillenmausvogel

 

 

In zoologischen Gärten und bei Vogelliebhabern sind sie noch immer seltene Gäste und wenig bekannte Pfleglinge, die aber bei entsprechender Haltung nicht nur gut ausdauern und sich fortpflanzen, sondern sogar liebenswürdige und zahme Hausgenossen werden können.

Über ihre Biologie und Verhaltensweisen ist bisher nicht sehr viel bekannt.

Im dichtesten, verfilzten Gebüsch treiben sich die Mausvögel herum; mit unwahrscheinlicher Gewandtheit schlüpfen, klettern, schwingen und springen die mausgrauen Gesellen durchs Geäst - ganz eigenartige, finkengroße Tiere. Sie sind südlich der Sahara zu Hause, überall da, wo sie dichtes Buschwerk und Gezweige antreffen, in gebüschreichen Savannen, parkartigen Wäldern, an bewaldeten Flussufern in der Steppe, am Rand des Urwaldes, auf Lichtungen und Rodungen. Am liebsten Klettern sie halb hängend umher wie unsere Schwanzmeisen. Ihre Füße sind dieser Lebensweise aufs beste angepasst. Die erste Zehe, die sonst nach hinten weist kann nach vorn, die vierte, die Außenzehe, nach hinten gewandt werden. Auch an Baumstämmen vermögen die Tiere zu klettern; dann stellen sie die erste Zehe  nach innen, die vierte nach außen ab. Beim Hangeln im Geäst nehmen sie meistens alle vier Zehen nach vorn, beim Umherspringen die erste und vierte nach hinten, die zweite und dritte nach vorn. Wie ein Papagei helfen sie beim Klettern gern mit dem Schnabel nach. Die Krallen aller Zehen sind kräftig und scharf. Am Boden sind die Mausvögel recht unbeholfen. Sie tragen Federschöpfe auf dem Kopf. Etwa 2 Drittel der Gesamtlänge macht der Schwanz aus. Dieser ist starr und stufenförmig ausgebildet.

Die Federn der Mausvögel besitzen einen Afterschaft, das Gefieder ist kurz und dicht. Die Haut ist sehr dick zum Schutz gegen Dornen und Stacheln. Männchen und Weibchen sind ähnlich gefärbt.

Die Flügel sind relativ kurz, der Flug ist geradlinig und schwirrend. Sie fliegen meist nur über nahe Entfernungen. Kurz und kräftig ist der Schnabel. Er ähnelt dem eines Finken.

Mausvögel sind Fruchtfresser, nehmen aber auch Grünzeug und Insekten. Da sie ihre Vorliebe für Früchte in die Pflanzungen und selbst in die Gärten und Parkanlagen der Städte kommen lässt, kann man ihnen auch als Reisender bald begegnen. In Obstgärten können sie beträchtlichen Schaden anrichten. Ihr Darm ist kurz und weit, Blinddärme fehlen. Die Vögel leben stets in Gesellschaften von 8 bis 20 Tieren und halten immer eng zusammen. Beim Umherschweifen schwirren sie zu einem Busch oder Baum, klettern an oder in diesem hoch, um dann den nächsten ebenfalls von unten her anzufliegen. Zum Schlafen hängt sich die ganze Gesellschaft, Kopf nach oben, Schwanz nach unten, zu einem dichten Klumpen zusammengedrängt in einem Busch auf.

Dies war jener Zeitpunkt, indem mir die Vögel, welche auch in der Voliere so gehangen sind, sofort aufgefallen waren. Es war eigenartig, wie da mehrere Tiere nebeneinander im Geäst ähnlich wie große Früchte hängten.

 

 

 

 

 

 

 

Typische Art auf Ästen oder Zweigen zu hängen.

 

 

 

 

 

 

Zur Brutzeit sondern sich die Paare ab und bauen mit Vorliebe in nächster Nachbarschaft ein Nest, das 2 - 6 Eier enthält, die rein weiß oder bräunlich gefleckt sein können. Beide Eltern brüten vom ersten Ei ab, vor allem aber wohl das Weibchen. Die Jungen tragen ein kurzes Daunenkleid, ihr Rachen ist schwarz, die Zunge gelb. Sie werden so lange gehudert bis sie das Nest verlassen. Die Alten bringen Futter herbei und würgen es in ihren Schnabel. 5 Wochen nachdem die Eltern zu brüten begonnen haben, gehen die Jungen zunächst für kurze Zeit aus dem Nest. Sie scheinen dann nicht viel mehr als halb so groß zu sein wie die Alten und werden noch lange sorgsam geführt und gefüttert.

 

 

 

 

1.      Gestreifter Mausvogel striatus

2.      Rotrückenmausvogel castanotus

3.      Blaunackenmausvogel macrourus

4.      Brillenmausvogel indicus

5.      Weirückenmausvogel colius

6.      Weißkopfmausvogel leucocephale

 

 

 

 

FOTOS: Helmut Polz